Alstermotorschiff „Tarpenbek“

Zur Modernisierung der damals aus alten Dampfschiffen bestehenden Alsterflotte wurde das Schiff 1935, als Prototyp einer größeren Serie damals zeitgemäßer Diesel-Motorschiffe, von der Werft August Pahl in Hamburg-Finkenwerder gebaut. Es war das erste Alsterschiff, dessen Aufbauten ganz aus Stahl gefertigt waren. Als Antrieb diente ein 6-Zylinder-Dieselmotor der Hamburger Jastram-Werke. Eine technische Neuheit war damals auch die von der Bauwerft erfundene „PahlscheEinhebelsteuerung“, die eine einfache Bedienung des 70 PS starken Dieselmotors ermöglichte. Der Baupreis betrug 71.500,- Reichsmark. Am 18. April 1935 wurde das Schiff nach einem getöteten SS-Mann auf den Namen „Hans Cyranka“ getauft.

Nach dem Krieg erhielt das Schiff den Namen „Tarpenbek“ und wurde im Sommer 1946 als erstes Schiff der Alsterflotte für Fahrten zwischen Jungfernstieg und Winterhude eingesetzt. Die Mitfahrt war zunächst nur den Angehörigen der britischen Besatzungsmacht gestattet.

1959 entfiel durch Einbau einer neuen Antriebsmaschine der Maschinenschacht im Fahrgastraum.

Für den Einsatz auf der Alsterlinie 53 vom Jungfernstieg zur Mundsburger Brücke wurde das Schiff 1962 zum „Ein-Mann-Schiff“ mit elektrisch angetriebenen Türen und Anlegemagneten umgebaut. Ein Unfall beendete 1988 den Einsatz auf der Alster. Das Schiff sollte für einen Werftaufenthalt auf die Elbe verholt werden. Aufgrund eines Fehlers beim Ballastnehmen legte sich das Schiff auf die Seite und sank am Anleger Jungfernstieg. Nach der Bergung wurden Motor und Ruderanlage entfernt und das Schiff zum Lieger umgebaut und als „Hein Gas“ an die Hamburger Gaswerke verkauft.

Nach der Fusion der Hamburger Gaswerke mit der Firma E.ON Hanse im Jahr 2003 wechselte das Schiff seinen Liegeplatz vom Hochwasserbassin in Hamburg-Hammerbook nach Rendsburg, wo es an einem Werksgelände der E.ON Hanse an der Eidermündung lag.

Da dort kein Interesse an einer Nutzung des Liegers bestand, bemühte sich der Verein Alsterdampfschiffahrt e.V. um die Erhaltung des Schiffes. Doch ein Erwerb scheiterte aus rechtlichen Gründen und schließlich wurde die „Hein Gas“ 2014 an die Gaststätte „Brauer‘s Aalkate“ verkauft. In Rade am Ufer des Nord-Ostsee-Kanals wurde das Schiff an Land gesetzt und bis zur Wasserlinie in den Marschboden eingegraben. Das Schicksal des geschichtsträchtigen Alsterschiffes schien endgültig besiegelt.

Doch 2015 gelang es dem Verein Alsterdampfschiffahrt e.V., das Schiff doch noch zu retten. Nach dem Erwerb wurde der Schiffsrumpf im Jahr 2018 umfassend in historischer Nietbauweise saniert und zum Museumshafen Harburg verholt. Dort wartet das Schiff, das mittlerweile wieder den Namen „Tarpenbek“ trägt, auf seine weitere Restaurierung.

Der Verein Alsterdampfschiffahrt e.V. plant, das Schiff mit einer modernen elektrischen Antriebsanlage auszustatten und wieder auf der Alster, auf der Museumslinie vom Jungfernstieg zum Museum der Arbeit in Barmbek, einzusetzen. So könnte das Schiff - wie schon mehrfach in seinem Lebenslauf - zum Prototyp für einen zeitgemäßen Antrieb der in Hamburg so vertrauten klassischen Alsterschiffe werden. Allerdings stehen die dafür erforderlichen behördlichen Genehmigungen noch aus. Zur Zeit liegt die "Tarpenbek" im Harburger Binnenhafen.

 


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